Sehr geehrte Anwesende,
das Publikum hat entschieden. 2102 Menschen haben bei der Abstimmung zum Publikumspreis íhre Stimme dem Kniestchen gegeben. Die STIFT, schüttet heute 100.000 Euro an Preisgeld aus. Und was ist der Preis, für den knapp 6000 Menschen abgestimmt haben, der STIFT wert? Die Antwort ist: gar nichts. Der Preis ist undotiert. Was das Publikum abstimmt, hat damit quasi keine Relevanz. Stattdessen entscheidet allein die Jury, deren Zusammensetzung eben nicht unsere breite Gesellschaft und die damit verbundenen Bedürfnisse widerspiegelt.  Wie soll so Innovation angemessen bewertet werden?

Wir haben am Innovationspreis teilgenommen, weil aus unserer Sicht die Frage nach Innovation nicht nur mit Fokus auf technische Neuentwicklungen beantwortet werden kann und muss. Im Hinblick auf die Klimakrise und die extrem ungerechte Verteilung von Reichtum müssen wir sogar unbedingt vor allem soziale, gesellschaftliche und ökologische
Antworten und Konzepte finden und fördern. Nachdenklich sollte uns dabei machen, für was in Thüringen alles keine
relevanten Förderungen und Preisgelder vergeben werden und welche Vereine, ehrenamtliche Initiativen und sozialen Gruppen leer ausgehen, die die vorhandenen Lücken im System stopfen und dabei aber vor ständigen Existenznöten und Finanzierungsfragen stehen, während für Industrie und Forschung exorbitante Summen verfügbar sind.

Wir haben uns im Zuge der Abstimmung auch ein wenig zum Namensgeber des Publikumspreises schlau gemacht. KPMG ist ein Unternehmen, welches Reiche und große Unternehmen dabei berät, wie sie am besten Steuern vermeiden, indem sie z.B. Gewinne in Steueroasen verschieben. (An dieser Stelle ein Gruß an Herrn Minister Tiefensee, der sich aus Innovationen ja Steuereinnahmen erhofft.) Gleichzeitig prüft KPMG diese Unternehmen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass KPMG in vielen Steuer- und Bilanzskandalen auftaucht, welche u.a. durch die Lux Leaks, Panama Papers, Paradise Papers veröffentlicht wurden. [1] Auch im Cum-Ex-Skandal sowie zahlreichen weiteren Skandalen war KPMG involviert. [2],[3] Während kleine und mittlere Unternehmen also brav ihre Steuern zahlen, verdient KPMG einen wesentlichen Teil seines Geldes durch die Ausbeutung und Aushöhlung der öffentlichen Hand. Wir haben uns deshalb dazu entschieden, den Preis, der als reine Werbekampagne und Sponsoring-Paket für KPMG angelegt ist, nicht anzunehmen.